(V)erklärung - Lost Paradise im Fichtelgebirge

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(V)erklärung

Ein Haus, romantisch mitten im Wald einsam am Bach gelegen, hat es nicht schwer, sich sehr schnell in ein Paradies zu verklären. Hinter dem trivialen Glanz der Idylle verblassen schnell alle Nachteile und Mühen.
Das Nachteilige dieses Waldhauses war bereits in seiner Entstehung angelegt: Das Haus in seiner Urform wurde um 1830 als Teil eines waesserbetriebenen Hammerwerks gebaut. Einzig aus Gründen der Wasserkraft wurde dieser Ort gewählt - kein Mensch hätte diese Stelle jemals für ein Wohnhaus ausgesucht. Der Standort ist nicht nur abgelegen, feucht, sondern vor allem auch kalt und dunkel, da das Haus hinter einem nach Süden aufsteigenden Hang nur wenige Stunden Sonne erhält. Erst 1918 wurde das Gebäude zum einfachen, ärmlichen Wohnhaus umgebaut.


Aber der aus Berlin in die Natureinsamkeit fliehende Großstädter sah die Nachteile nicht. Das Idyll bezauberte und bestach den Romantiker vollkommen. Die ungestörte Einzellage mitten in der Waldeinsamkeit, ohne Grenzen, Zäune, Nachbarn, mit dem Bach vor dem Haus, mit eigener Quelle, Wiesen und Wald versprach (und bot sodann tatsächlich) einzigartige Freiheit und Entfaltungsmöglichkeit. Das Ambiente wurde als unschätzbarer Reichtum erlebt, der den Besitzer bis zuletzt mit den Unzulänglichkeiten und Risiken des Standortes zu versöhnen schien. Die entrückte Lage, versteckt und geborgen im Kreise seiner Fichten, vermittelte ihm das elitäre Gefühl, allein auf der Welt zu sein oder zumindest den Mittelpunkt eines kleinen, scheinbar autonomen Universums zu bilden.
Folglich umgab sich unser Hinterwäldler gern mit der Aura des Eremiten. Diese Rolle verlieh ihm etwas Exotisches, Geheimnisvolles und er hat sie aus seinem Versteck heraus gern und kreativ gepflegt.

Begonnen hat seine Besiedelung 1983 mit dem bescheidenen Hausgrundstück von 260 m². Beim Exodus 2016 war das "kleine Universum" dann durch Zukäufe von Wald und Wiesen auf knapp 13.000 m² angewachsen - womit der Besitzer seinem Waldleben letztlich selbst schon das Ende vorgegeben hat: Es war klar, dass so ein großes Anwesen, mitten im unbändigen "Urwald", abgelegen und durchaus vom Hochwasser und Windbruch bedroht, im Alter alleine nicht mehr problemlos bewohnt und bewirtschaftet werden kann.

Es waren die 33 eindrücklichsten Jahre meines Lebens.

Impressum:
Der Emigrant:



Kristian Toball
Voldöpp 52
6233 Kramsach
Österreich


Die traurige Musik:
- MIDI-Bearbeitungen -

Komm süßer Tod (J.S. Bach)
Magnificat (J.S. Bach)
We Three Kings (Traditional)
Come Sing Unto The Lord (F. Couperin)
Erbarme Dich (J.S. Bach)
Herzliebster Jesu (J.S. Bach)
Wir setzen uns mit Tränen nieder (J.S. Bach)
Autumn Leaves (J. Kosma)



Fotos, Video, Musik-Bearbeitung und Gestaltung: Kristian Toball



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